Die ersten Arztbesuche

Die ersten Arztbesuche

Beim Hausarzt angekommen, schilderte ich ihm meine Probleme und bat ihm um ein MRT für meinen Rücken. Nach seiner Untersuchung gab er mir sehr freundlich zu verstehen, dass er nicht glaubt, dass die Beschwerden vom Rücken seien. Ich pochte jedoch darauf. Ich war schließlich der selbsternannte Meister der Selbstdiagnose. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich wirklich, dass ich alles besser weiß als die Ärzte.

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würd ich mich gerne für diese Phase selbst Ohrfeigen.

Drei Tage später stand ich nun da. Eine klare Aussage von einem Orthopäden, dass die Bandscheibe NICHT das Problem ist. So langsam überkamen sogar mich Zweifel, ob meine Selbstdiagnose richtig sein könnte. Ich ging erneut zum Hausarzt. Ab diesem Zeitpunkt war für mich klar: Matze, halte einfach deine Klappe. Der Arzt ist der Profi und du hast keine Ahnung. Du machst jetzt das, was er dir sagt. Fertig. Dieses mal, folgte ich seinem Rat und suchte einen Neurologen auf.

In den folgenden Tagen wurden meine Symptome immer stärker. Es gab fast keinen Tag mehr an dem ich Fit war. Ich war Dauermüde. Meine Koordination wurde immer schlechter. Meine linke Hand, mein linkes Bein und meine linke Gesichtshälfte fühlten sich nur noch taub an. Tausende Ameisen krabbelten meine linke Körperhälfte den ganzen Tag hoch und runter. So fühlte es ich zumindest an. Schwindel, Gleichgewichtsprobleme und Konzentrationsprobleme kamen dazu. Am schlimmsten war für mich jedoch, dass ich mir so gut wie nichts mehr merken konnte. Wenn mir jemand etwas sagte, hatte ich das Gefühl, dass mein Gehirn es sofort wieder löschte. Nach außen hin, machte ich noch einen lockeren und gefassten Eindruck. In mir drin, brodelte es aber gewaltig. Ich war wütend, wie noch nie zuvor. Ich wollte, dass es aufhört.

Nach meinem Besuch beim Neurologen, bei dem meine Gehirnströme gemessen wurden, schickten sie mich erneut ins MRT. Diesmal zu einem MRT des Kopfes und der Halswirbelsäule.

Da ich ja jetzt schon ein paar Mal bei Ärzten war, und meine Beschwerden langsam sichtbar wurden, bekamen meine Freunde und natürlich meine Familie von der ganzen Thematik mit und ich öffnete mich ihnen. Nachdem ich mal bisschen geplaudert hatte, was mit mir grad los sei, ging mein Vater natürlich in die wunderbare Welt des Internets und fragte Dr. Google, was die Beschwerden bedeuten könnten. Schnell war meinem Vater klar, dass es ein Gehirntumor sein könnte. Dementsprechend machte er sich große Sorgen um mich und begleitete mich zu meinem MRT-Termin. Ich will es dir nicht schön reden. 40 Minuten in dieser engen Röhre. Die lauten Geräusche, dann das Kontrastmittel. Ich hasse es. Nicht nur an diesem Tag. Nein ich hasse es immer. Ich war mega froh, als es vorbei war. Und nun wartest du, bis der Radiologe dich aufruft. Tausende Gedanken schossen mir im Warteraum durch den Kopf.

Was kann das sein? Bilde ich mir das alles nur ein? Ich merke doch, dass was nicht stimmt. Oder spinne ich?

Und dann wurde ich hineingerufen. Der Radiologe begrüßte meinen Vater und mich und bat uns Platz zu nehmen. „Wie lange haben sie die Beschwerden?“, fragte er mich. „Die letzten 10 Tage sind die Beschwerden so richtig aufgetreten, dass ich sie nicht mehr verleugnen kann“, war meine Antwort. Dann zeigte er mir die Bilder. Neun weiße Punkte im Gehirn. Fast alle auf der rechten Gehirnhälfte und ein weiterer weißer Punkt an der Halswirbelsäule. „Was bedeutet das“, fragte ich. „Das sind Entzündungen im Kopf und an der Halswirbelsäule, die ihre Symptome erklären. Ich würde ihnen raten, schnellstmöglich einen Termin bei einem Neurologen zu machen. Sie haben wie es aussieht Multiple Sklerose.“ Er gab mir die CD mit den Bildern, wünschte mir alles Gute und verabschiedete sich. Ich lief mit meinem Vater den Gang entlang. Raus aus der Klinik. Mein Vater hatte ein lächeln im Gesicht. Ich dachte mir, warum lacht der grad?
„Mathias ich bin so froh, dass du keinen Tumor hast“, sagte er überglücklich und klatschte mich ab.

Heute, 19 Monate später kann ich mich über sein Verhalten köstlich amüsieren. Wenn wir heute an die Anfangszeit zurückdenken, ist das der Moment der bei uns für gelächter sorgt :D.

Doch was ging da in diesem Moment in mir vor? In mir war einfach nur eine Leere, also ging ich erstmal nicht weiter drauf ein. Und plötzlich wurde alles egal. Alle Sorgen die ich gemeint hatte zu haben, waren weg. Ich befand mich in einem freien Fall. Für eine kurze Zeit, einfach verloren. Meine Freundin und meine Mutter warteten jetzt auch noch auf einen Anruf.

Jeder geht mit so einem Verdacht bzw. einer Diagnose anders um. Ich wollte es zuerst nur für mich behalten. Würde ich dir aber wirklich nicht empfehlen. Teile deine Ängste und dein Leid. Mir hat es auf jeden Fall geholfen. Wie siehst du das?

 

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